Abschied!
Es ist soweit, heute noch
wirst du uns verlassen.
Still, freundlich und leise, wie du dein Leben gelebt hast.
Zwölf Jahre.
Was sind schon zwölf Jahre, wenn man ein so wunderbares Wesen an seiner
Seite hat?
Viel zu wenig - Nichts!
Zeit ausgefüllt mit Liebe,
Freundschaft, füreinander da sein, sich aneinander freuen.
Nie warst du schlecht gelaunt. Nie hast du geklagt, wenn du warten
musstest.
Dafür gegenseitig umso grösser die Wiedersehensfreude.
Niemals bist du gegen
einen Artgenossen unfreundlich geworden, war dieser noch so gehässig.
Nur das eine, einzige Mal, als du von einem Raufer zum dritten Mal
angegangen wurdest.
Da hast du ihn verprügelt in deinem gerechten Zorn.
Unseren Pflegehunden hast
du so vieles beigebracht. Weisst du noch?
Umsichtig hast du unserem einäugigen Pflegling gezeigt, dass Wasser
Spass macht.
Ganz sachte bist du hineingestiegen, ohne einen Spritzer, immer wieder
dich nach ihm umsehend.
Immer wieder, bis er es auch gewagt hat. Dann du voraus, der Kleine im
''Fahrwasser''.
Und zum Schluss gemeinsam mit Getöse hinein ins Nass!
Unser Meerschweinchen hat
deinen Kopf als Ruhekissen benutzt.
Seite an Seite Euere Wanderung zur Küche, um aus dem gleichen Napf zu
trinken.
Vieles hast du besser
gewusst als ich. Trotzdem hast du dich meinem Willen gefügt.
Nur ein Blick, du wärest
ausgewichen und hattest jedes Mal Recht.
Ich bestand auf Begegnung, konnte die feinen Signale des Gegenübers
nicht lesen.
Du warst der, der es ausbaden musste.
Deine grosse Seele hat immer verziehen.
Nichts hast du angestellt,
nie etwas kaputtgemacht.
Liebe und Verlässlichkeit auf vier Pfoten.
Deine zarten Scherze. Wenn
Menschen in Sandalen vor uns hergingen,
unauffällig von hinten eine Pfote auf die Sohle stellen, und die
Menschen ''kippten buchstäblich aus den Latschen"! Du hast mich
angesehen und gelacht.
Richtig gelacht über das ganze Gesicht!
Derry, Ruben, Honey!
Mittlerweile seid ihr zu
dritt.
Erst kam der Eine, den hast du freundlich aufgenommen, ihn aufgemuntert
und geführt,
weil er völlig verstört war. Dann der Zweite, verbittert und
orientierungslos.
Mit deiner Ruhe und Ausgeglichenheit wurdest du zum Zentrum des
Kleeblattes.
Der ruhende Pol, an dem man sich orientierte.
Derry, Ruben, Honey!
Das kleine Kätzchen suchte
stets deine Nähe zum Schlafen.
Das Bild, wie Ihr alle gemeinsam aus demselben Wassernapf trinkt;
drei grosse Collies und ein kleines Kätzchen!
Immer hieltest du dich im
Hintergrund, grosszügig, sanft und weise
und bist doch aufgefallen mit deiner unglaublichen Ausstrahlung.
Honey, Ruben, Derry!
Bilder ziehen vorüber, du
und ich. Wanderungen am Grünen.
Gemeinsame Beobachtungen von Wildtieren.
Wir zwei, Seite an Seite, ganz still.
Der stolze, wunderschöne
Schottische Schäferhund in Positur.
Dein Gesicht ist grau
geworden. Dein Gang nicht mehr jugendlich federnd.
Das Atmen fällt dir schwer. Ich sitze neben dir und blicke zurück.
Ja, die Jahre sind
vergangen.
Gute, freudvolle gemeinsame Jahre, reich angefüllt mit gegenseitiger
Achtung und grosser Liebe.
Mit füreinander da sein.
Du und ich.
Und jetzt ist der
Zeitpunkt gekommen, an dem du dich verabschiedest.
Still, freundlich und leise.
Dein Lebensbuch ist zu Ende.
Danke, dass du mir alle deine Jahre geschenkt hast.
Danke für deine nie aufhörende Liebe.
Danke für alles!
Derry, warte auf mich an
der Regenbogenbrücke. Ich werde kommen. Ganz gewiss!
Und wir werden uns nie mehr trennen müssen! Nie mehr!!
In Liebe Trudy
Die
Regenbogenbrücke!
Eine Brücke verbindet den
Himmel und die Erde.
Wegen der vielen Farben nennt man sie die Brücke des Regenbogens.
Auf dieser Seite der Brücke liegt
ein
Land mit Wiesen, Hügeln und saftigen, grünen Gras.
Wenn ein geliebtes Tier auf der Erde für immer eingeschlafen ist,
geht es zu diesem wunderschönen Ort.
Dort gibt es immer was zu fressen und zu trinken,
und es ist warmes, schönes Frühlingswetter.
Die alten und kranken Tiere sind wieder jung und gesund.
Sie spielen den ganzen Tag zusammen.
Es gibt nur eine Sache, die sie vermissen.
Sie sind nicht mit ihren Menschen zusammen,
die sie auf Erden so geliebt haben.
So rennen und spielen sie jeden Tag zusammen,
bis eines Tages plötzlich eines von ihnen innehält und aufsieht.
Die Nase bebt, die Ohren stellen sich auf, und die Augen werden ganz groß!
Plötzlich rennt es aus der Gruppe heraus und fliegt über das grüne
Gras.
Die Füße tragen es schneller und schneller.
Es hat dich gesehen.
Und wenn du und dein spezieller Freund sich treffen,
nimmst du ihn in deine Arme und hälst ihn fest.
Dein Gesicht wird geküsst, wieder und wieder,
und du schaust endlich glücklich in die Augen deines geliebten Tieres,
das solange aus deinem Leben verschwunden war,
aber nie aus deinem Herzen.
Dann überschreitet ihr gemeinsam die Brücke des Regenbogens,
und ihr
werdet nie wieder getrennt sein...
v.
Paul C. Dahm
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