Die Geschichte von Cher,
einem glücklichen Colliemädchen!

 

 

 

 

Atemnot

Schon lange spürte ich, dass etwas nicht in Ordnung war.
Schwarze Wolken brauten sich über mir zusammen und drohten, mich zu erdrücken.
Ich hatte Angst, wusste aber nicht wovor.
Keiner konnte oder wollte mir diese Angst vor diesem unbekannten Schrecklichen nehmen, das da auf mich zu kam.
Was war das? Ich wusste es nicht. Etwas Schlimmes würde geschehen, das war mir klar.

Eines Tages hörte ich ein Telefongespräch mit, das mein Frauchen führte.
Ich verstand nur Wortfetzen, aber aus denen ging die ganze schreckliche Wahrheit hervor.
Mir blieb das Herz stehen:
Mein Bruder Shadow und ich sollten ''hergegeben'' werden.
Es wurden Leute gesucht, die uns haben wollten.
Zu Hause durften wir nicht bleiben, weil unser Herrchen Atemnot und Erstickungsanfälle von unserem Haarkleid bekam.

Vielleicht gab es auch andere Gründe.
Hatten wir zu laut nach unseren Menschen gerufen, als sie stundenlang arbeiten waren
und die Sonne so schön in unsere Wohnung lachte?
Wir wollten so gerne spazieren gehen, aber es war niemand da, der uns hörte.
Vielleicht haben wir auch bei Regenwetter den Aufzug in unserem Hochhaus dreckig gemacht?
Wir konnten doch nichts dafür!
Es gibt viele Gründe, aber verstehen kann ich sie trotzdem nicht.
Was hatten wir nur falsch gemacht, dass uns unsere Menschen nicht mehr haben wollten?
Ich verstand die Welt nicht mehr. Herrchen rauchte Zigaretten, so schlimm konnte es also mit seiner Krankheit nicht sein.

Es folgten viele Wochen des Wartens, aber wer will denn schon so zwei  alte Collies!
Schließlich werde ich bald acht Jahre alt.
Als mich meine Familie damals holte, war ich gerade mal acht Wochen.
Mein ganzes bisheriges Leben habe ich hier verbracht.
Es wurden Leute gesucht, die uns beide, Shadow und mich, aufnehmen würden.
Es meldete sich aber niemand, der ein älteres Colliepärchen gebrauchen konnte.

Der Frühling kam, die Bäume bekamen die ersten Blättchen und schöne Blumen gab es auch wieder.
Wir zwei Collies lebten immer noch zu Hause.

Es ist schon eigenartig in einer Familie zu leben, die einen eigentlich nicht mehr gebrauchen kann.
Das gibt Ängste, kann ich euch sagen.
Ich werde nicht weiter darüber berichten, ich möchte es nur vergessen können.
Diese Angst darf niemals wieder hoch kommen, ich könnte sie nicht noch einmal ertragen.

Der Besuch

Eine Woche vor Ostern bekamen wir Besuch.
Ich stand mit Frauchen am Fenster.
Ein grüner Geländewagen hielt vor unserem Haus und ein Ehepaar stieg aus.
Sie öffneten die Hecktür des Autos.
Ein Collie mit schwarzem Gesicht und leicht ergrauter Schnauze sprang heraus.
Ich wurde angeleint und wir liefen auf die Straße, um die drei Besucher zu begrüßen.
Der Collierüde wurde mir vorgestellt, er hieß  Black Amor und erwies sich als lustiger Kerl, der  größtes Interesse an mir zeigte.
Wir, vier Menschen und zwei Hunde, liefen ein Stück zu Fuß.
Musste ich lachen! Der fremde Hundemann machte ein Imponiergehabe, das sich gewaschen hatte.
Er bekam Stielaugen und wandte den Blick nicht mehr von mir ab. Die Menschen redeten miteinander.
Wer sie wohl waren? Ich  hatte sie noch nie in meinem Leben gesehen.

Im nahen Wald angekommen, durften wir Hunde frei laufen und uns ''richtig'' begrüßen. 
Sofort kam mein Artgenosse angerannt und schnüffelte an mir.
Eins stand jedenfalls fest: Er war total von mir begeistert.

Als er versuchte, ohne mich zu fragen, frech aufzureiten, ging das nun doch etwas zu weit.
Ich drehte mich knurrend um und riss ihm ein Büschel Haare aus.
Das brachte ihn wieder auf den Teppich.
Natürlich wurde ich geschimpft von meinem Frauchen. ''So etwas macht sie sonst nie'' entschuldigte sie sich und mich.

Black Amors Frauchen lachte: ''Cher hat doch recht! Ich lass auch nicht jeden fremden Menschen an mir hantieren, sie etwa?''  
 ''Nein, natürlich nicht''.  Die Männer lachten und ich wusste, ich hatte nichts Schlimmes getan.
Black Amor beherrschte sich ein bisschen und wir zwei Collies vertrugen uns ab sofort hervorragend.
Ich mochte diesen lustigen, temperamentvollen Rüden, der offenbar zu jedem Blödsinn zu haben war.

Als wir an meinem kleinen Bach vorbeikamen, sprang Black Amor gleich ins Wasser, das ihm bis zum Bauch reichte.
Er paddelte darin herum, bis alles an ihm klatschnaß war.
Sein Herrchen lachte und meinte, es gäbe ja Handtücher und überhaupt, Hunde sind abwaschbar!
Für ihn war es am Wichtigsten, dass sein kleiner, vierbeiniger Freund glücklich war.

Unsere Besucher hatten Würstchen für uns Hunde dabei. Wir spielten Wurstschnappen und ich durfte zeigen, wie gut ich Wurststückchen fangen kann.
Ich fing mit Black Amor um die Wette. Mein neuer Freund  und ich wetteten, wer beim Wurstfangen lauter die Zähne zusammen schlagen konnte.
Das klang sehr gefährlich, war aber echt gut.
Unsere Menschen hatten aber plötzlich  Angst bekommen, dass wir uns die Zähne abbrechen könnten.
Die  restlichen Würstchen ,die noch in der Tüte waren, bekamen wir deshalb in die Schnauzen gesteckt.

Leider ging der Spaziergang viel zu schnell vorbei. Ich hatte meine Sorgen und die Traurigkeit vergessen.
Auf dem Nachhauseweg fiel mir alles wieder ein. Würde mein neuer, lustiger Freund nun wieder weg fahren?

Die fremde Familie begleitete uns noch in unsere Wohnung. Black Amor war noch nie Aufzug gefahren.
Erst traute er sich nicht so recht, dann nahm er all seinen Mut zusammen und lief mir hinterher.
Musste ich lachen, als er breitbeinig in meinem Aufzug stand und offensichtlich Angst hatte, umzufallen.

In unserer Wohnung angekommen, redeten die Menschen viel über mich, sahen mein Impfbuch an, betrachteten Bilder von mir.
Ja, ich mochte diese Familie auf Anhieb.
Sie liebten ihren Black Amor, das konnte man deutlich sehen.
Er hatte sich neben seinen Herrn gesetzt und gleich kam dessen Hand und sein Öhrchen wurde gekrault.

Ich setzte mich neben Black Amors Frauchen und schaute sie an. Sie streichelte mich nicht. Ihre Hand kam nicht um mich zu kraulen.

Die fremde Frau schaute ich lange an. Sie erwiderte meinen Blick und wich mir nicht aus. Da spürte ich: Sie schaute in mein Herz und meine Seele.
Sie bemerkte die tiefe Wunde, die man mir zugefügt hatte, sie sah die Angst, die mich zu zerfressen drohte.

Aber auch ich spürte etwas. Auch diese Frau war in ihrer Seele traurig. Vor nicht allzu langer Zeit war ihr geliebter Hund Jago gestorben.
Jago fehlte ihr sehr. Auch diese Familie hatte jemanden verloren, den sie sehr liebten.
Sie wussten, wie das ist, wenn man traurig ist und konnten mich vielleicht gut verstehen.

Black Amor war müde geworden. Er  hatte sich unter den Tisch gelegt und war am Einschlafen.
Ich ging zu Black Amors Herrchen und legte meine Schnauze auf sein Bein. ''Kannst du mich nicht auch mal so kraulen?''

Ich werde es nie vergessen, was der Mann sagte:
''Du bist genau das Mädelchen, das wir suchen. Möchtest du mit uns kommen? Du hättest es gut bei uns.''
Nun kraulte er auch mein Ohr und Black Amor hatte nichts dagegen.
Kurze Zeit später wurde ich angeleint und zu den fremden Menschen ins Auto gesetzt.
Ich schaute aus dem Seitenfenster des Geländewagens, starr und leer.
Ich empfand nichts mehr. Eine große Leere war in meiner Seele. Es war so kalt geworden.

Die Sonne schien durch das Fenster auf mein Fell, aber sie konnte mich nicht wärmen.
Im Radio spielte fröhliche Musik, aber ich konnte mich nicht freuen.
Black Amor hatte sich zum Schlafen hingelegt.
Die Rücksitze waren runter geklappt und so hatten wir jede Menge Platz um uns auszustrecken.
Ich schaute immer noch aus dem Seitenfenster.
Die Menschen bemerkten, dass ich ganz versteinert da saß und forderten mich auf, auch ein bisschen zu schlafen.
''Sei nicht so unglücklich! Heute werden wir noch einen schönen großen Spaziergang machen. Wir werden dir die Weinberge zeigen und den Rhein.
Außerdem haben wir für dich noch eine Überraschung:'' Nach einer Weile legte ich mich auf die kuschelige Decke, die mir die Leute ins Auto gelegt hatten. 
Mir fielen die Augen zu. Black Amors Füße berührten meine Beine.
Ich spürte die Wärme meines neuen Freundes, mit dem ich so schön gespielt hatte. Er war fest eingeschlafen.

Tobias

Plötzlich weckte mich das Klingeln eines Handys. Zuerst wusste ich nicht wo ich war. Ach ja, ich hatte im Geländeauto geschlafen.
Wir waren auf dem Weg zu meinem zweiten Zuhause. Ich war ja  ''hergegeben'' worden.

''Hallo'' hörte ich die Stimme meiner neuen Eigentümerin. ''Ja, die Cher haben wir im Auto. Sie ist ein sehr hübsches, liebes Mädelchen. Sie wird dir bestimmt gefallen Wir kommen in einer halben Stunde''. Sie drehte sich um und streichelte mich. ''Das war Tobias! Er ist unser erwachsener Sohn und er freut sich sehr auf dich. Du wirst ihn mögen. Er hat schon was Gutes für uns gekocht''.

Ich wurde neugierig! Ob diese Familie mich wirklich behalten wird?
Ich war nicht mehr so versteinert, fand jedenfalls mein neues Herrchen. ''Hallo Röckchen, hast du ausgeschlafen?'' Er nannte mich tatsächlich ''Röckchen''.
Frauchen musste lachen und erklärte, dass hier immer Rüden zu Hause waren.
Ich bin die erste Hündin in dieser Familie und man hatte keine Erfahrung mit Mädchen, so wie ich eins war.
Na, das kann ja heiter werden.

Wir bogen in eine kleine Straße ein. Ein kleines Stück noch und wir hielten vor einem hübschem Haus mit großen Bäumen.

Die Haustür ging auf und ein junger Mann mit lustigem Zopf kam heraus.
Black Amor sprang aus dem Auto und lief ihm mit  fröhlichem Gebell entgegen.
''Hallo, wo hast du denn deine Freundin?'' fragte der junge Mann und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Popo.

Mein neues Herrchen hob mich aus dem Auto und führte mich ins Haus. Was soll ich sagen? Mir blieb die Spucke weg!!!
Tobias hatte das ganze Haus mit Leckerchen, Kauknöchelchen, Spielsachen und solchen Dingen, geschmückt.
Überall hatte er Kördelchen gespannt und Sachen dran gehängt.
Ein Schild war auch da auf dem stand:
Herzlich Willkommen, Cher.

Black Amor zeigte mir das ganze Haus.
Mein Halsband wurde abgenommen und ich durfte überall frei herum laufen und anschauen, was ich wollte.
Dann kam das Beste.
Tobias rief mich.
Er stand an der Balkontür und öffnete sie.
Nein, es war keine Balkontür, wie ich sie vom Hochhaus kannte.
Es war eine Terrassentür und draußen befand sich ein wunderschöner Garten.
Black Amor rannte gleich nach draußen und ich folgte ihm langsam.
Ob ich auch raus darf?  ''Geh nur'' sagte der junge Mann, der Tobias hieß.
Die ganze Familie begleitete mich in den Garten.
Überall lagen Bällchen herum, die für Black Amor und mich geworfen wurden.
Wir spielten und tobten eine Runde. 
Dann wurde ein Sprudelstein angeworfen und wir Hunde durften aus diesem hübschen Springbrunnen Wasser trinken.

Die Menschen bekamen Hunger und Tobias deckte den Tisch. Er hatte das Essen für die Menschen schon fertig gekocht.
Die Terrassentür blieb offen, wir Hunde durften ganz alleine im Garten bleiben.
Hatte ich zu schauen und zu schnüffeln, kann ich euch sagen !!!

Plötzlich verstand ich die Welt nicht mehr. Ich hatte meine ganzen Probleme vergessen.
Ich war so glücklich, wie lange nicht mehr.
Wenn ich hier bleiben dürfte, das wäre so schön.

Frauchen rief: ''Cher, du musst jetzt ein bisschen was lernen. Du hast jetzt die erste Stunde Heimatkunde!''
Wir liefen über die Straße und Black Amor wurde abgeleint.
Denkt nur, er zeigte mir alle wichtigen Stellen, die ich kennen musste.
Er zeigte mir, wo die Hunde ihre Nachrichten hinschreiben und ich musste mir die Wege merken, damit ich wieder nach Hause finden konnte.
Ich war an einer langen Leine, aber das war gut so, es gab mir Sicherheit. Ich gab mir die aller größte Mühe und versuchte, mir alles gut zu merken.
Brav lief ich stets hinter meinem Freund her, der mir alles zeigte. Der war vielleicht stolz, kann ich euch sagen! Überall durfte ich schnüffeln so lange ich wollte.
 Alle warteten, bis ich soweit war. Meine Leute meinten, ich soll mir Zeit lassen und so viel Eindrücke sammeln wie es nur geht.

Meine Nase lief heiß. Sie glühte sogar. Was für ein schöner Tag!
 

Der erste Abend und die erste Nacht

An das erste Abendessen kann ich mich noch gut erinnern.
Mein Freund bekam gedünsteten Blumenkohl, Kartoffeln und rohes Rinderherz.
In meinen Napf füllte Frauchen das Fertigfutter, das ich mitgebracht hatte.

Ich kann euch sagen, das Futter von Amor roch gut. Mir lief das Wasser in der Schnauze zusammen.
Ob er mich auch mal probieren lässt? Ich hing meine Schnute in seine Schüssel.
Da verpasste mir mein neuer Freund einen Satz heiße Ohren, der sich gewaschen hatte.
Zu allem Überfluss brach meine Familie noch in Lachen aus. Ich war total erschrocken und wollte in den Garten rennen.
Da rief mich unser Herrchen, er heißt Erwin, zurück. Tobias holte meine Schüssel und schmiss den Inhalt des Trockenfutters in den Mülleimer.
Erwin füllte mir auch Blumenkohl und Kartoffeln hinein. Frauchen, sie heißt Ursula, legte ein großes Stück Rinderherz dazu.
''Du bleibst an Amörchens Futterschüssel weg. Der klaut dir auch nicht DEIN Essen!''
Klasse, ich krieg jetzt auch immer so gutes, selbst gekochtes Futter.
Mein Herz jubelte.
Ich würde in Zukunft mit meiner Schnauze in meiner Schüssel bleiben.
Amor hatte es deutlich gesagt, ich hatte verstanden.

Nach einem kleinen Abendspaziergang, den ich an der langen Leine absolvierte, saßen wir noch lange gemütlich im Garten.
Ich war müde, aber glücklich.
Ja, ihr habt richtig gelesen, ich war glücklich.
Sie hatten mir von Jago erzählt, den sie sehr liebten und den sie niemals vergessen würden.
Jago wartete an der Regenbogenbrücke.

Nun war Schlafenszeit.
Meine Familie zeigte mir mein Bett.
Es war eine Kuscheldecke, die neben Ursulas Bett lag.
Black Amor hatte es sich neben Erwins Bett gemütlich gemacht.

Nein, ich traute mich nicht ins Schlafzimmer.
Eine unangenehme Erfahrung, die ich damit verknüpfte, verbot es mir.
Ich suchte mir einen Platz in der Küche.

In der Nacht kam Frauchen zweimal geschlichen, schaute nach mir und streichelte mich.
Ich begrüsste sie schwanzwedelnd und leckte ihre Hände und ihr Gesicht.
Sie bot mir an, mit ins Schlafzimmer zu gehen und auf dem Plätzchen zu schlafen, das sie mir gerichtet hatte.
Ich hatte Angst, wollte nicht aufdringlich sein. 
Als sie das dritte Mal kam, brachte sie mir ein Schaffell mit und machte mir ein schönes Bettchen in der Küche.

Der zweite Tag

Bald darauf ging die Sonne auf.
Ganz leise schlich ich durch Haus.
An der Terrassentür blieb ich stehen und schaute in der Garten. ''Kannst du nicht mehr schlafen?''
Ursula war aufgestanden und wollte nach mir sehen. ''Möchtest du in den Garten? Aber ganz leise, die Nachbarn schlafen alle noch''.
Sie öffnete die Tür und ich drehte einige fröhlich-flotte Runden.
Nun kam auch noch der Rest der Familie und auch mein Freund. ''Ihr habt wohl die Nachtruhe nicht mehr? Mädelchen, wie hast du geschlafen?''

Meine Familie frühstückte und anschließend hatte ich wieder zwei Stunden Heimatkunde.
Den Rückweg musste ich zeigen, aber ich bin ja nicht blöd.
Unser Haus fand ich locker und ich wurde sehr gelobt für meine gute Arbeit.

Nach dem Hundefrühstück beschloss ich, ein paar von meinen guten Tricks zu zeigen.
Ich stand an der Türe, schaute ins Wohnzimmer und zog die Oberlippe hoch, so dass man meine Zähne sehen konnte.
Die meisten Menschen denken, ich fletsche.
Frauchen ist nicht drauf rein gefallen. ''Oh wie goldig, schaut mal her, die Cher kann richtig lachen. Das macht die Hexe auch so.''
Hexe ist eine Ponhündin und gehört der Susanne, Frauchens Freundin.
Kurze Zeit später ließ ich mich auf den Teppich fallen, wälzte mich herum und knurrte laut in allen möglichen Tönen.
Da ist meine Familie aber doch erschrocken.
Sie kamen angerannt und schauten nach mir. ''Die macht bloß Spaß, die hat nix'' sagte Erwin.
Mein Freund Black Amor ist sogar vor Schreck aus dem Zimmer gerannt.
Frauchen hatte sich damals ziemlich aufgeregt, sie hatte tatsächlich geglaubt, ich hätte einen Anfall.

Ja und dann begann ich zu schmusen. Ich schmuste meine Familie halb zu Tode. So etwas hatten sie noch nicht erlebt, wie mich.

Ich zeigte auch, wie ich mit dem Popo wackeln kann. Mit meinem Hinterteil kann ich zum Beispiel auch Menschen weg drücken.
So lange, bis sie kapiert haben, dass sie mich kraulen sollen.
Was soll ich euch sagen: Wir haben viel gelacht und meine neue Familie fand alle meine Tricks super.
Sie wollten alles sehen, was ich so drauf habe.

Nur meinem Freund war es etwas unheimlich. Er wollte wieder mal aufreiten, aber das erlaubte ich nicht.
Herrchen meinte, ich dürfte mich nicht wundern, wenn die Rüden verrückt spielen. ''Wenn du so mit deinem Popo wackelst!''

Am Nachmittag war es dann so weit.
Ein Bällchen mit Kordel dran wurde mitgenommen und Black Amor und ich spielten auf einer Wiese in den Weinbergen mit einem Kordelbällchen.
Den kleinen Ball trugen wir zusammen. Black Amor trug den Ball und ich hielt die Kordel in der Schnauze.
Das hat riesigen Spaß gemacht. Wir durften bellen, so laut wir wollten. War eine Mords Gaudi.

Ist euch eigentlich nichts aufgefallen? Dann will ich euch helfen. Wie kann ein Hund Ball spielen, der an der langen Leine hängt? Da staunt ihr!
Genau nach 24 Stunden in der neuen Familie lief ich ohne Leine in Freifolge. Ich gebe mir so viel Mühe, das muss belohnt werden, fand Mami.

Zu Hause kämpften mein Freund und ich mit Tobias. Dieser hatte alle Hände voll mit seiner Verteidigung zu tun.
Außerdem meinte er, ich sei ganz schön stark. Hat echt Spaß gemacht. Der schimpft nicht gleich, wenn er mal einen blauen Fleck bekommt. Klasse !!!

Auch heute telefonierte Frauchen wieder mit Heidi Jostschulte und berichtete über mich. Hier würde mich niemand mehr hergeben.
Wir erfuhren, dass mein Bruder nun auch abgeholt worden war. Auch er hat jetzt einen schönen Garten und eine Familie, die ihn lieb hat.

Ich betrat immer noch nicht das Schlafzimmer........................

Der Alltag beginnt

Nach Spaziergang und Frühstück wurde ich gebürstet und von Ursula ins Auto gesetzt.
Aha, ich hatte einen Termin bei der Tierärztin. Ich wurde gründlich untersucht, geimpft, entwurmt und außerdem lies ich mich gynäkologisch beraten.
Mein Freund war nicht kastriert und immer noch interessiert daran, bei mir hin und wieder aufzureiten. Meine Gynäkologin riet mir, ich solle mich sterilisieren lassen. Nach der OP würde ich meine Tage nicht mehr bekommen und hätte somit meine Ruhe.

Einen Termin hatte Frauchen gleich mitbekommen, ich musste aber noch ein bisschen warten, weil ich erst heiß  war.
Der geeigneter Zeitpunkt wird vom Tierarzt ausgerechnet. Das ist nun halt mal so.

Den restlichen Tag verbrachten mein Freund und ich damit, mit der Familie am Rhein spazieren zu gehen und Rehe zu beobachten.


 
Auch dafür brauchte ich keine Leine. Black Amor ist ein braver, gut erzogener Hund und ich gab mir alle Mühe, aufs Wort zu hören.
Wir bekamen sehr viel Lob von unseren Menschen und durften zu Belohnung auch noch am Wasser toben.
Wieder ging ein herrlicher Tag zu Ende.
Die alte Heimat war vergessen.

Erwin hatte den Vorschlag gemacht, wenn morgen schönes Wetter ist, in den Wald zu fahren.
Wir hatten große Lust, mit dem Rucksack zu wandern.
Ich sollte zeigen, wie weit ich laufen kann. Hurra..................

Heute schlief ich gleich hinter der Schlafzimmertür im Flur. Ich wollte näher bei meiner Familie sein. Das Schlafzimmer betrat ich immer noch nicht.

Ein schreckliches Missverständnis

Am nächsten Tag war herrliches Wetter. Der Ausflug in den Wald war traumhaft. Mein Freund und ich wanderten vorneweg und wir hatten großen Spaß, alles in diesem großen, dunklen Wald zu erkunden. Kleine Bäche gab es da und eine hübsche Quelle, aus der wir trinken konnten. Meine Familie lobte mich, weil ich mich so gut im Wald verhalten konnte. Ich wanderte die ganze Zeit, ohne an die Leine zu müssen, denn ich weiß, Waldtiere darf man nicht erschrecken oder sogar hetzen. Mein Freund und ich spielten mit Stöckchen und Tannenzapfen, die Herrchen auf der Waldwiese für uns warf. 
Ich hatte das Gefühl, Black Amor mag mich. Ich war an diesem Tag so glücklich.

Auf der Heimfahrt sind wir zwei Hunde im Auto eingeschlafen.

An diesem Abend stand ich lange an der Schlafzimmertür und schaute traurig zu den anderen.
Warum hatte ich Angst, dieses Zimmer zu betreten? Ich wusste es selber nicht mehr.

Meine Familie lockte mich. Ich sollte neben Frauchens Bett auf einer Decke schlafen.
Ängstlich tapste ich ins Schlafzimmer, aber niemand schimpfte mit mir!

''Komm, leg dich auf diese Decke! Da hat Jago auch immer geschlafen. Black Amor liegt vor Herrchens Bett.''

Ich nahm meinen Mut zusammen und hatte plötzlich keine Angst mehr. Ich rollte mich auf der mir zugewiesenen Decke zusammen.
Wie schön es hier war! Nun gehörte ich auch zu dieser Familie in der  sogar ein Freund lebte, der mich offenbar sehr mochte.

Ich lies den schönen Tag noch einmal an mir vorüber ziehen. Ich sah den dunklen Wald, die Rehe, hörte das Lachen von Frauchen, als Erwin mit uns spielte.

Plötzlich war ich ganz alleine. Wo waren meine Leute?  Warum hatten sie sich versteckt? Ich fing an zu weinen, denn ich hatte Angst.
Es raschelte im Wald und böse Kerle kamen auf mich zu. Ich wollte weg laufen, aber sie verfolgten mich. Ich rief nach meiner Familie, aber es kam niemand. Mutterseelen alleine war ich, als die Gnome nach meinem Pelz grabschten und mich töten wollten. Ihre Klauen krallen sich grausam in mein Genick.
Ich biss nach ihnen, konnte aber keinen von ihnen erwischen. Ich hatte Todesangst.

Plötzlich bekam ich einen Angreifer zu fassen. Ich hielt ihn verzweifelt zwischen meinen Zähnen, biss zu und schüttelte ihn gehörig, als ich den gellenden Schrei einer Frau hörte. Wer war diese Frau, die geschrieen hatte? Ich wusste es nicht, hatte aber die Stimme schon einmal gehört. Jemand hielt mich am Pelz fest und schüttelte mich. ''Cher, aufwachen! Du hast einen bösen Traum''. Da war wieder diese Stimme, die eben geschrieen hatte.

Eine Lampe wurde angeknipst.

Wieder wurde ich geschüttelt. Da spürte ich, dass mich Frauchen schüttelte und dass ich immer noch tobte.
''Schau mal, sie hat einen ganz irren Blick. Sie ist immer noch nicht wach!''
Es war Frauchens Stimme. Jetzt erkannte ich sie. Warum hatte sie eben geschrieen?

Wo war ich? Ich war total verwirrt.

Sie schüttelte mich noch einmal. ''Cher, du hast was Schlechtes geträumt! Wach werden! Es war nur ein böser Traum.'' rief sie immer wieder.
''Hier sind keine Feinde.''

Nein, das konnte nicht sein. Ich hatte doch einen Angreifer geschüttelt und halbtot gebissen. Wo war dieser Feind jetzt?

''Hier sind keine Feinde. Du bist hier in Sicherheit. Du hast geträumt und in meine Hand gebissen. Schau mal her!''
Frauchens Hand blutete und meine Zähne waren deutlich zu sehen.
Noch nie in meinem Leben hatte ich einen Menschen gebissen.

Ich geriet in Panik. Aufs Bett wollte ich springen und mich entschuldigen. 
DAS hatte ich doch nicht gewollt. Ich war außer mir und war kaum zu bändigen.
Wieder hielt mich Frauchen am Fell fest und drückte mich auf mein Kissen. ''Hör auf und beruhige dich, es wird alles gut, Mädelchen!''

Ich spürte, wie ich in mich zusammen fiel. Ja, jetzt wurde ich erst richtig wach. Was hatte ich nur getan?
Das Schlimmste, was ein Hund nur tun kann – ich hatte mein Frauchen gebissen!!!
Das konnte ich niemals wieder gut machen. Ich saß auf meinem Kissen und fing bitterlich an zu weinen.

Da hörte ich die Stimme von Erwin: ''Mädelchen, komm einmal her! Was ist denn passiert?''

Ursula erzählte ihm, dass ich im Schlaf geweint hatte. Wahrscheinlich hätte ich einen schlimmen Traum gehabt.

Sie selbst hatte aber auch geschlafen und gemeint, dass der Jago neben ihrem Bett liegt und weint. So kam es, dass sie im Dunkeln nach Jagos Nacken tastete und kraulen wollte. Sie hatte nicht daran gedacht, dass ICH neben ihrem Bett liege und mich erschrecken könnte. So ist das Unglück passiert. Ausnahmsweise durfte ich in dieser Nacht in Frauchens Arm kuscheln. Einschlafen konnte ich aber nicht. Ich hörte dem Herzschlag von Frauchen zu, sie streichelte mich und sprach ganz leise mit mir. Mein Herz raste und ich hatte wieder diese schreckliche Angst, die ich beinahe schon vergessen hatte. Ich bewegte mich nicht, lag nur da – stundenlang, bis zum Morgengrauen. Frauchen erklärte mir später, dass in der letzten Nacht keine Feinde hier waren. Ich hatte nur einen schlimmen Alptraum. Die Bösewichte waren die Traumsymbole der großen Angst und der Sorgen, die ich hatte und die in meinem Unterbewusstsein gespeichert waren.
Ich hatte heute Nacht im Traum mit ihnen gekämpft und sie besiegt.

Nun würde alles gut werden. Ich konnte ein neues Leben beginnen und meine Sorgen vergessen.

Ursulas Hand war nicht schlimm verletzt, zum Arzt musste sie deswegen nicht.
Erwin meinte beim Frühstück: ''Verrückte Weibsleute'' und lachte mal kräftig über die Mama und mich.

Tobias lies sich die Hand von seiner Mutti zeigen und sagte zu mir: ''Mensch Mädelchen ! Das hätte ich dir nicht zugetraut.''
Aber niemand war böse mit mir. Sie wussten, dass ich es nicht mit Absicht gemacht hatte.
Frauchen sagte noch, sie hätte selber Schuld.
Sie hätte mich nicht in der Nacht am Genick kraulen dürfen. Dann wäre das nicht passiert.

Die zweite Hälfte meines Lebens

An diesem Tag begann mein neues Leben.
Ich habe eine neue Familie gefunden, die mich lieb hat und einen guten Collie - Freund.
Mit meiner Vergangenheit habe ich in dieser Nacht abgeschlossen.
Ich bin neugierig geworden auf meine zweite Lebenshälfte.

Ich spüre unendliches Vertrauen und weiß genau, ich werde nicht enttäuscht werden.

Ach ja, beinahe hätte ich vergessen zu schreiben: Meine OP habe ich gut überstanden.
Meine Familie hat sich super um mich gekümmert und versorgt.
Mein Freund Black Amor war sehr rücksichtsvoll und hat mich behandelt wie ein rohes Ei.
Nach drei Wochen war ich fit wie ein Turnschuh und wir durften nun wieder toben so viel wir wollten.
Ziehspiel, Bällchen spielen, Löcher graben – Spiel ohne Grenzen.

 

Und noch eine Neuigkeit gibt es!

Erwin hat einen neuen Geländewagen für uns gekauft, weil das Einsteigen für uns ältere Collies bald etwas beschwerlich werden könnte.
Wir müssen jetzt nicht mehr so hoch springen, haben es leichter auf unseren Platz zu kommen.
Die Rückbank ist auch hier umgeklappt und wir haben jede Menge Platz zum Liegen. Wenn das nichts ist?

So, nun kennt ihr meine Geschichte. Die Geschichte einer älteren Hündin, die hergegeben wurde.

Ich habe aber auch ein Anliegen an euch.

Ihr müsst bitte weiterlesen....................

www.collies-suchen-ein-zuhause.de

Frauchen hat jeden Tag mit Heidi Jostschulte telefoniert.
Sie ist die Frau, die sich um Collies kümmert, die unverschuldet in Not geraten sind.
Sie ist auch mein Schutzengel.

Heidi hat mir dieses schöne Zuhause ausgesucht, als ich ganz alleine da stand.
Ich habe ihr meine Geschichte gewidmet.

Nun meine Bitte: Wenn ihr einem Collie ein Zuhause geben wollt, oder ihr hört von Leuten die einen netten Hund suchen,
dann klickt doch Heidi's HP an.
Sie weiß von vielen Hunden, die ein trauriges Schicksal haben und vermittelt euch einen armen Kerl, der gut in eure Familie passt.
So könnt ihr einen traurigen, einsamen Hund glücklich machen, er wird es euch mit seiner ganzen Liebe und Treue danken.

 

Meine neue Familie wird mich niemals hergeben. Hier darf ich bleiben, bis an mein Lebensende.
Ich habe unendliches Vertrauen.

 

Klickt bitte mal an:  

Bei Heidi´s HP findet ihr mich unter
 ''Cher''  
Ihr seht dann schöne Bilder von Black Amor und mir.

 

Ihr könnt auch die ''Regenbogenbrücke'' anklicken.
Das ist ein virtueller Tierfriedhof, wo ihr den ''Jago'' besuchen könnt.
Es sind dann schöne Bilder aus Jago´s Leben zu sehen. Jago war der Hund, der vor mir hier gelebt hat.
Ich habe seine Schüsselchen, seine Decken, sein Spielzeug, seine Bürsten geerbt.
Frauchen sagt, sie hat manchmal das Gefühl, dass Jago´s Seele in mir lebt.
Keiner weiß es.

Eure glückliche Cher

 

Hätte ich beinahe vergessen: Am 8. April 2007 feiern wir  meinen ersten Jahrestag.
Es war ein wunderschönes Jahr für uns alle.........................

Geschrieben von Cher's Frauchen Ursula!

© by Ursula P. 2007

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